Rechtsgerichtetes Denken speist sich vor allem aus der Sehnsucht nach einer "guten alten Zeit". Viele Menschen - auch progressiv denkende - werden zugeben, dass auch sie so was kennen. Dass sie sich an eine stärkere familiäre Gemeinschaft, an eine fröhlich zufriedenere Nachbarschaft tief in der Kindheit zurückerinnern. Dabei vergessen wir natürlich gerne, dass wir alle die Vergangenheit - von traumatischen Ereignissen abgesehen - verklären. Und selbst wenn einiges davon sich sogar messbar nachweisen lässt - stärkere Gemeinschaft, mehr fröhliche Menschen: Es gab immer Kehrseiten. Die Gemeinschaft bedeutete meist auch mehr Enge und mehr Zwänge. Und Fröhlichkeit, die auf Wegschauen und Ignorieren basierte, wurde irgendwann entlarvt und verwandelte sich in stilles Leid.
Dennoch wird gerade wieder stark versucht, die "gute alte Zeit" auf Gedeih und Verderb wiederherzustellen. Das rechtsgerichtete Denken und seine Sehnsucht spiegelt sich dabei nicht nur in Wahlprogrammen rechter Parteien wider. Es gibt auch Menschen, die bereits versuchen, so zu leben, als wäre die "gute alte Zeit" wieder da. #Tradwifes sind so welche:
https://www.n-tv.de/wirtschaft/Was-den-Tradwife-Trend-so-gefaehrlich-macht-article25177716.html
@StefanMuenz Ich bin mal so frech und stelle eine These auf, basierend auf eigenen Beobachtungen (Achtung Trugschlussgefahr):
Aktives Erinnern und Wahrnehmen in ihrer Gesamtheit (inkl. der Ambivalenzen) wirkt nostalgischer Verklärung entgegen.
Es führt jedoch zu Konflikten mit Leuten, die alles jenseits von "Good Vibes Only" als Angriff/Vergiftung auf die eigene Wahrnehmung betrachten.
@Weirdaholic Damit gehe ich durchaus konform und kann auch nur empfehlen, Tagebuch zu schreiben und sich dort aktiv mit der eigenen Lebenssituation und den Einflüssen, Aspekten, Drucksituationen, Belastungen usw. auseinanderzusetzen. Denn wenn man das zwanzig Jahre später noch mal liest, hat man es schriftlich, dass Vergangenheit nicht einfach rosa ist.